Im 17. Jahrhundert wurde das Gut "Grand Jardin" das Lehen einer der einflussreichsten Familien der Region. Unter dem Namen de Fresse de Monval geadelt, wurde der Gruender dieser Familiendynastie zum Sekretaer und Berater von Kœnig Ludwig XIV berufen und erhielt einen Sitz im Parlament von Aix-en-Provence. Auf den betraechtlichen Flaechen, die dieses charmante alluviale Tal bilden, das sich bis zum Kurort Gréoux-les-Bains erstreckt, ist um 1680 ein Landhaus erbaut worden, welches im spaeten 19. Jahrhundert das Fundament des heutigen Schlosses bildete. Eine Wassermuehle, Ende des 17. Jahrhunderts gebaut, und auch heute noch zu sehen, stellte zu jener Zeit die Versorgung des Schlosses mit Mehl sicher. Der Wassergraben, auch im 17. Jahrhundert gebaut, gleicht einer Reihe von elf geschwungenen Teichen und ist ein Juwel der Provence, ebenso wegen seiner architektonischen Gestaltung, wie auch im Hinblick auf die Wasserressourcen, die er fuer die Bewaesserung der Gaerten bietet. Dieses Ensemble wird einzig durch den Ueberlauf des œffentlichen Brunnens gespeist, der nun schon seit ueber fuenf Jahrhunderten grosszuegig Wasser spendet. Es ist interessant, festzustellen, dass am Ende des letzten Beckens, unterhalb der Terrasse, neben dem Hauptgebaeude, ein Tunnel seinen Anfang nimmt, der unter dem Haus gegraben wurde. Vœllig versteckt und damit unerahnt, war er wahrscheinlich einmal ein Zugang zu Gaengen, die als Fluchtwege dienten. Die Bezeichnung "Schloss" bekam seine wahre Bedeutung im spaeten 19. Jahrhundert, als wesentliche Erweiterungsarbeiten von den Familien de Fresse de Monval und d‘Auvergne durchgefuehrt werden: Bau eines achteckigen Turms, an der Ostseite mit hinterer Kueche, eines Empfangsraums und eines Billardzimmers auf der Westseite mit zwei zusaetzlichen Stockwerken auf allen Gebaeuden. Bau weiterer Raeume auf der Westseite: Ein Keller, in dem Wein hergestellt wurde und der nun in einen Saal umgewandelt wurde, Staelle fuer die Bewirtschaftung und dann ein erstaunliches kleines Gebaeude am westlichen Ende, ueber drei Etagen mit einer steinernen Treppe angeordnet. Dies ist eine Voliere, im Erdgeschoss mit Nischen aus Mauerwerk und einem durch ein schmiedeeisernes Tor abgeschlossenen Innenhof. Zur selben Zeit wurden der Eingangspavillon, eine neugotische Kapelle, um die verfallene Kapelle aus dem 17. Jahrhundert zu ersetzen, und dann schliesslich eine zweite Wassermuehle, versteckt im Gruen, gegenueber dem Schloss im Tal. Alle Erweiterungen und Fassadenverkleidungen wurden Ende des 19. Jahrhunderts im neugotischen / Napoleon III Stil vorgenommen. Vollziegel werden als dekorative Elemente verwendet, was sehr ungewœhnlich fuer die suedliche Architektur zu sein scheint. Die Teiche selbst sind mit einem Rand von Ziegelsteinen eingefasst. | ||
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Die Familie de Fresse de Monval hatte als direkte Nachbarn an der Westseite die Familie de Villeneuve Esclapon, die auf dem Gut „Clos“ residierte. Der beruehmteste ist Pierre de Villeneuve, 1765 in Valensole geboren. Napoleon verlieh ihm den Titel eines Vizeadmirals und uebertrug ihm den Oberbefehl ueber die franzœsisch-spanische Flotte im Jahre 1804. Villeneuve, der sehr an seinem Land hing, verwaltete sein Anwesen zwischen zwei Seeschlachten. Er hatte ein tragisches Schicksal bei der schrecklichen Niederlage von Trafalgar, fuer die er verantwortlich gemacht wurde. Die Beziehungen zwischen den beiden Familien waren herzlich. Zu Beginn des franzœsischen Kaiserreiches, ehelichte der Bruder des Admirals, Louis de Villeneuve Esclapon, Julie Anne de Fresse de Monval. So wurde in der ersten Haelfte des 19. Jahrhunderts durch diese Familienbande das Gut „Grand Jardin“ auch das Lehen der Familie Villeneuve. Wenn doch nur die Waende dieses Hauses sprechen kœnnten und uns, wenn auch nur wenige Wortschnipsel und Gefuehle, die zwischen den beiden Familien in Zeiten von Ruhm und Unglueck in diesem Haus ausgetauscht wurden, erzaehlen kœnnten! Im Jahr 1882 wird die Prinzessin Jeanne Bonaparte, Napoleons Grossnichte durch seinen Bruder Lucien, die Schwiegertochter von Henriette de Fresse de Monval und Jules de Villeneuve Esclapon durch ihre Heirat mit deren Sohn, dem Marquis Christian de Villeneuve Esclapon. Jeanne lebt in Paris mit ihrem Mann, aber oft weilt sie auf dem Schloss von „Grand Jardin“ bei ihren Schwiegereltern bis zu ihrem Tod im Jahr 1910. | ||
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1934 ist ein Schicksalsjahr fuer die Familie de Fresse de Monval, Eigentuemer seit fast drei Jahrhunderten. Das „Château du Grand Jardin“ wird in Aix-en-Provence zwangsverkauft, um die Spielschulden des letzten Erben, Pierre de Fresse de Monval, der einen verschwenderischen Lebensstil fuehrt, zu bezahlen. Das Gut wird billig von einem Hirten vor allem wegen seiner Laendereien gekauft. Die Gebaeude laesst man verkommen und nutzt sie teilweise als Staelle. Im Zweiten Weltkrieg wird das Schloss von der deutschen Armee requiriert und dann durch Mussolinis Armee bis 1943 besetzt. Die heutigen Besitzer erwarben das Gut im Jahr 2001 und fuehrten wichtige Restaurierungsarbeiten durch. Angetrieben von brennender Leidenschaft, verfolgen sie ihr Ziel unermuedlich, diesen Bau des franzœsischen Kulturerbes zu sanieren, mit dem Ziel, dieses Anwesen in seinen angestammten Glanz wiederherzustellen. | ||
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